Ben war da, mit Freundin Chandan. Ben ist mein Cousin, der Sohn des Bruders meiner Mutter. Als Kinder waren wir unzertrennlich, auch wenn wir uns nur selten gesehen haben. Wenn er mit Onkel Wilhelm zu Besuch kam, habe ich am Kirchenvorplatz gewartet, bis endlich der Opel Manta um die Ecke kam. Wilhelm stand auf Mantas, obwohl er keiner dieser Klischeetypen aus dem Ruhrgebiet war. Dafür ist Ben jetzt in Dortmund an der Uni.
Ben und Ich haben uns sicher 10 Jahre nicht gesehen, er hat eine Scheidung durchgemacht, ein Haus abgegeben und ein neues gekauft. Eine neue Frau gefunden (was Ben nicht schwergefallen sein dürfte, er schaut auch mit über 50 noch aus wie ein Model für Mey & Edlich). Das letzte Mal war an einem Sylvester in Lörrach. Wir mussten mit Bionade-Deutschen anstoßen, die Gegend da unten ist verseucht mit Wohlmeinenden. Bitte weiträumig umfahren.
Dieses Mal sind sie 2 Nächte geblieben und es war wunderbar. Blut ist dicker als Wasser und rinnt nicht so schnell mit den Zeitläuften davon.
Wir haben uns am Mittag in Regensburg getroffen, Räder ausgeliehen (Ehrl in Stadt am Hof ist günstig und hat open end Abgabe) und sind einfach durch die Stadt gefahren. Die Steinerne, der Spitalgarten, über die Inseln, zum Hafen, Herzogspark, Ostentor, Prätoria, Dörnbergpark, Schottenkirche. In der Ente beim Eisernen Steg haben wir einen Absacker getrunken, den Strafzettel habe ich in Obermünster vom Auto gekratzt (30,- Euro, die Deppen), dann sind wir heim.
Samstag sind wir von Kelheim nach Weltenburg gegangen, haben übergesetzt und waren für ein paar Stunden vorbildliche Bayern. Zurück sind wir mit dem Shuttle gefahren, ein Service, den jeder zu schätzen weiß, der auch das Bier dort gerne mag…
Mir war schon klar, daß es bei einem Besuch nach so langer Zeit, nach dazwischenliegenden Todesfällen, persönlichen Umbrüchen, dem Älter werden auch ans Eingemachte gehen kann. Die Tiefe der Gespräche und die Ehrlichkeit mit der wir uns begegnet sind, waren erdend. Am Ende des Besuches weiß man, was man lange Jahre vermisst hat. Aber wir sind ja noch jung und können nachholen.
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